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Wie funktioniert im MLM ein Binaervergütungsplan?

Der Binärplan ist der neuartigste Vergütungsplan aller gängigen MLM-Pläne. In den letzten Jahren ist ein steigender Trend zu diesem Vergütungsplan zu beobachten. 

In den Anfangsjahren sind leider auffällig viele Firmen mit einem Binärvergütungsplan insolvent gegangen oder schlicht auf dem Markt gescheitert, die genauen Hintergründe dieser Problematik sind mir leider unbekannt. Doch mittlerweile existieren bereits einige MLM-Firmen welche sich seit immerhin einigen Jahren damit behaupten konnten. Mindestens drei Network-Marketing-Firmen sogar seit nun über einem Jahrzehnt, hierzu fallen mir bspw. das MLM-Unternehmen „NHT Global“ ein, welches allerdings nicht in Deutschland aktiv ist, Jeunesse Global und Lifewave.

Trotz allem muss man fairerweise sagen, dass sich dieser Vergütungsplan erst noch beweisen muss, da sich momentan erst eine handvoll Firmen damit eine längere Zeit am Markt behaupten konnten.

Eines steht fest, die Topverdiener der MLM-Branche kommen mittlerweile neben Breakawayplänen hauptsächlich aus Firmen welche Binärpläne einsetzen und dies hat einen guten Grund, denn es sind die beiden einzigen Network-Marketing-Vergütungspläne, wo auf bis zur unendlichen Tiefe der Struktur vergütet wird, d.h. maximale Hebelwirkung.

Zunächst die einfache grafische Veranschaulichung des Binärplans:Binaerverguetungsplan im MLM

Zur Funktionsweise

Bei Binärplänen baut man zwei Teams auf, eines auf der linken Seite und ein Team auf der rechten Seite. Oft nennt man ein Bein davon Payleg und das andere Powerleg. Das Powerleg ist das so genannte Bein welches den Punkteüberhang – darauf gehe ich gleich weiter ein – produziert und das Payleg ist das Bein, welches den Zyklus – darauf gehe ich ebenfalls gleich ein – vollendet. Ein Zyklus kann bspw. dann erfolgen wenn auf dem linken Bein 300 Punkte und auf dem rechten Bein 600 Punkte generiert werden, d.h. bei 900 Punkten erfolgt in diesem Fall ein erfolgreicher Umlauf/Zyklus und somit bspw. eine fiktive Auszahlung von 50 Euro.

Die Punkte sind wie bei vielen anderen Network-Marketing Vergütungsplänen auch eine Verrechnungseinheit für den jeweiligen Umsatz, d.h. der Euroumsatz wird in Punkte umgewandelt. So könnten bspw. 900 Euro Umsatz 900 Punkten entsprechen oder 1.000 Euro Umsatz 500 Punkten usw. – dies ist je nach MLM-Firma nach unterschiedlichen Verteilerschlüsseln festgelegt.

Da es generell typisch bei Binärsystemen ist, dass die Ausschüttung eine 1/3 Regelung beträgt, wird ein Bein davon Powerleg genannt. Dieses Bein wird dabei allgemein zuerst aufgebaut, bis sich eine gewisse Eigendynamik einstellt, d.h. bis ohne weiteres zu sponsern das Bein von alleine wächst.

Erst danach baut man in der Regel das Payleg auf. Man tut dies zu einem da das Powerleg schneller wachsen muss als das Payleg – aufgrund der 1/3-Regelung – und zum anderen um sich immer voll auf jeweils ein Bein konzentrieren zu können und die Motivation dadurch gleichzeitig im Team zu steigern. Denn bei einem Binärsystem kann man jeweils nur 2 Partner direkt sponsern, d.h. alle anderen Partner werden den bereits bestehenden ersten Partnern wiederum untergeordnet, ein so genannter Spillover entsteht.

Wer jetzt allerdings denkt er müsse nichts tun um Provisionen zu erzielen, der irrt, denn dieser mögliche Spillover kann lediglich im Powerleg entstehen, d.h. um Geld zu verdienen muss man (natürlich) auch selber aktiv sponsern.

Vorteile

Der Vorteil eines Binärplanes ist zu einem die Tatsache das es eine garantierte Vergütung in die unendliche Tiefe gibt. Bei einem Breakawayplan hingegen kann die Provisionszahlung in die unendliche Tiefe durch Stufengleichheit, zumindest vorübergehend, wegfallen.

Durch den Spillover können Networker zusätzlich motiviert und unterstützt werden, weil es bei einer engagierten Upline möglich ist durch deren Leistung mitzupartizipieren. Allerdings lediglich durch Teampartner in der Struktur, an welchen man nur dann auch umsatztechnisch profitieren kann, wenn man selber ein eigenes Bein aufbaut, denn zur Erinnerung: lediglich durch ein zusätzliches Payleg wird man vergütet, nicht allein durch ein Powerleg. Bedeutet, der Spillover allein generiert noch lange keine Provision.

Last but not least, dieser Spillover ergibt auch oft Wettbewerbsvorteile zu anderen Vergütungsplänen ohne Spillover, nämlich u.a. dadurch das der Interessent theoretisch bei jedem weiteren Tag an dem er mit seinem Einstieg wartet eventuellen Spillover verliert und zudem einen eventuell sehr guten Partner der ihm sonst untergeordnet worden wäre. Dadurch lässt sich, ähnlich wie im klassischen Verkauf der Verknappung, ein gewisser zusätzlicher Druck auf den potentiellen neuen Geschäftspartner erzeugen/ausüben. Der Sponsor hat dementsprechend ein wertvolles zusätzliches Verkaufselement welches so in anderen Vergütungsplänen in der Regel, bezüglich der frühzeitigen Positionierung, nicht existiert.

Binärpläne konnten bisher die schnellst wachsenden Network-Marketing-Unternehmen kreieren, wodurch dieser Vergütungsplan als besonders dynamisch gilt. So schaffte es bspw. die Network-Marketing-Firma Jeunesse im Rekordtempo zu einer Milliarde Jahresumsatz – allerdings wurden dabei auch Firmen wie u.a. Monavie, Verway und viele andere eingekauft, so dass die offiziellen Umsatzzahlen mit Vorsicht zu betrachten sind, da die Umsatzsteigerungen dadurch nicht rein organisch generiert wurden.

Nachteile

Zu einem ist festzustellen das sich bei Binärplänen tendenziell besonders viele Karteileichen bzw. inaktive Networker eingliedern, da diese eben häufig mit dem Spillover geworben werden. Auch werden dadurch oft fragwürdige Produkte umgesetzt, welche es in einem anderen klassischen MLM-Vergütungsplan wohl nie auf solche Umsatzgröße geschafft hätten. Die Gefahr eines so genannten Hypes ist daher in Binärplänen besonders groß.

Für einen Networkeinsteiger lässt sich somit auch nur sehr schwer ermitteln ob der rasante Umsatzanstieg der Firma durch wirklich echte Produktnachfrage entstanden ist oder lediglich aufgrund der besonderen Dynamik dieses Vergütungsplanes zurückzuführen ist.

Tatsache ist: Leider sehr oft fällt auf, das Network-Firmen mit Binärvergütungsplan den Hauptumsatz aus Starterkits generieren. Wenn bspw. ein MLM-Unternehmen 90% des Umsatzes aus Selbstbestellern erzielt und nur 10% aus echten Endkunden, muss man nicht Betriebswirtschaftslehre studiert haben um zu erkennen, das solche Umsätze nicht langfristig stabil aufrechterhalten werden können.

Der motivierende Spillover kann zudem schnell in eine Gegenbewegung umschlagen. Bei verlangsamten Wachstum sinkt sukzessive die Motivation aufgrund der ausbleibenden Unterstützung von oben. Wodurch eine Art Teufelskreislauf in der Demotivation entstehen kann.

Ein weiterer Nachteil des Binärplanes ist die Tatsache, dass das Einkommen bzw. die Provision begrenzt ist, so ist bspw. bei der MLM-Firma FFI (Forever Freedom International) – mittlerweile insolvent – das wöchentliche Einkommen auf 25.000 Dollar begrenzt. Bei den meisten Network-Firmen mit einem Binärvergütungsplan sind dadurch Einkommen im sechsstelligen Bereich allein durch den Binärvergütungsplan nicht zu erreichen, sondern nur durch zusätzliche Bonusleistungen, mehr dazu später.

Ein weiterer Nachteil bei Binärplänen ist die Tatsache das man mindestens auf zwei Seiten ein Team aufbauen muss um zu verdienen, d.h. wer nur auf einer Seite ein starkes Team generiert, verdient nichts, da er eben auf der zweiten Seite ebenfalls Punkte benötigt, um erfolgreich einen Zyklus zu generieren. Bedeutet, selbst wenn auf einem Bein eine Million Euro Umsatz, Millionen oder Milliarden erzielt werden, verdient der Partner daran keinen einzigen müden Cent.

Im Übrigen gibt es bei Binärvergütungsplänen verhältnismäßig oft zoff und unnötige Reibereien mit dem Sponsor, denn jeder Networker möchte natürlich gerne in das stärkere Bein eingeschrieben werden und nicht in das eventuell schwächere Bein (Payleg). Merkt dann doch jemand das er eventuell im schwächeren Bein steht, fühlt der Gesponserte sich wohl möglich hintergangen bzw. vermeintlich unfair benachteiligt. Selbst wenn man jemanden in das starke Bein sponsert, kann sich dies in Zukunft jederzeit drehen und der Teampartner ist spätestens dann erneut enttäuscht das er nicht im besseren Bein drin ist.

Von den damit dann einhergehenden Diskussionen mit Vertriebspartnern und gar Rechtfertigungen noch gar nicht erwähnt. Für mich persönlich war daher u.a. der Binärvergütungsplan die unangenehmste Zeit im Network-Marketing, denn nicht nur das man quasi durch den Spillover als Sponsor auch immer irgendwie unter Beobachtung steht, da man ja ein gutes Vorbild sein möchte und so ggf. selbst dann noch sponsert wenn man ggf. gar keine weiteren Ressourcen mehr für neue direkte Teampartner frei hat, wodurch die Qualität leidet, sondern auch das nervige hohe Interesse der Downline mit dem Blick nach oben, in welchem Bein sie wohl stehen und dazu immer wieder nachbohren.

Meine persönlich größte Enttäuschung in Verbindung mit diesem Vergütungsplan war aber als ich erst nach fast drei Jahren und hunderten aufgebauten Vertriebspartnern bemerkte, das eigentlich nahezu der gesamte Umsatz aus Eigenbestellungen entstand, vor allem aus den Starterkits.

Moderne Binärpläne

Bei den neuartigsten Binärplänen wurden die Schwächen teilweise beseitigt. So gibt es bspw. bei nahezu allen neuen MLM-Firmen, welche Binärpläne einsetzen, den so genannten Matchingbonus. Der Matchingbonus ist eine Art zugeschalteter Unilevelplan, der auf die ersten 2 bis 3 Generationen (teilweise auch darüber hinaus) zusätzlich vergütet. Mit dem Unterschied, dass der Sponsor dabei – im Gegensatz zu einem herkömmlichen Unilevelplan – keine prozentuale Beteiligung am Umsatz direkt erhält, sondern eine Beteiligung an der Ausschüttung/Provision. Verdient also bspw. die direkte Firstline 10.000 Euro insgesamt an Provisionen und der Matchingbonus wäre 20%, wären es zusätzlich 2.000 Euro. Wäre auf der 2ten Ebene zusätzlich ein Matchingbonus von 10% und das Einkommen auf der zweiten Ebene aller Partner wäre bei 20.0000 Euro, wären es also nochmal oben drauf 2.000 Euro usw..

Dieser zusätzliche Matchingbonus wird generell nur nach Leistung dazugeschaltet, also bspw. je nach Umsatzergebnis der Organisation oder direkter Sponsorleistung. Bei einigen MLM-Firmen gibt es den Matchingbonus sogar ab Beginn und ohne Qualifikation.

Durch den Matchingbonus hat der Networker also zu einem die Möglichkeit sofort Geld/Einkommen ohne zweites Bein/Payleg zu generieren. Zum anderen gibt es hierdurch keine Einkommensbegrenzung, da neben dem Binärplan und der damit verbundenen begrenzten Zyklenauszahlung, nun die zusätzliche Vergütung aus dem Matchingbonus erfolgt. Nur durch Spillover verdienen kann man aber natürlich auch dann nicht, da der Matchingbonus auf die eigenen aufgebauten Vertriebspartner honoriert wird.

Fazit

Der Binärplan weist eine hohe Dynamik auf und konnte einige der schnellst wachsenden Network-Marketing-Unternehmen und schnellst vermögenden Network-Millionäre kreieren. Allerdings sind auch auffällig viele Firmen mit einer Binärvergütungsplan gescheitert und kaum ein Unternehmen konnte bisher den Zeitraum über ein Jahrzehnt erreichen, geschweige jenseits dieses Zeitraumes stabil wachsen, so das es bisher höchst fraglich ist ob dieser Vergütungsplan auch „langfristig“ funktionieren kann.

Wer ein „langfristiges“ stabiles Network-Marketing-Geschäft aufbauen möchte, sollte sich dieses Risikos bewusst sein. Mir persönlich wäre das Risiko zu hoch. Auch hatte mich damals immer genervt wenn Teampartner mich fragten ob ich sie nun ins Payleg oder Powerleg eingeschrieben habe. Da ist mir doch der bewährte Breakawayplan – welchen ich bevorzuge – lieber, denn dort startet jeder mit den selben Voraussetzungen, werden ebenso bis zur unendlichen Tiefe bezahlt – sogar ohne Einkommens-Begrenzung – und ich habe zudem die Gewissheit das dieser Vergütungsplan auch langfristig funktioniert.

networker
 

Konnte bereits während seines BWL-Studiums, durch moderne Inbound-Marketing-Strategien, 483 Erstlinien sponsern und ein hauptberufliches Monatseinkommen im Network-Marketing über das Internet aufbauen. Mit mittlerweile über weit eintausend direkt gesponserten Vertriebspartnern zählt er zu einer der erfolgreichsten Rekrutierern der deutschen MLM-Branche.

  • Claudia-Schreiber sagt:

    Da Du ja ein Allrounder bist hätte ich gerne eine Einschätzungsbemerkung zu dem Unternehmen Isagenix, es fusionierte gerade mit Zija. Wäre interessant hier etwas zu erfahren..Danke

  • Danke für deinen wertvollen Beitrag.
    In gewohnter Manier , leicht verständlich und ausgiebig erklärt. Danke dafür

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