Wenn MLM ausschließlich von Starterkits und Eigendynamik lebt
Vor einigen Monaten sprach ich mit einem Networker der mit einem ausländischen MLM-Unternehmen in Deutschland ganz groß durchstarten wollte und er wollte meine Meinung dazu wissen. Ich nahm mir, da es sich um einen guten Bekannten handelt, etwas Zeit und gab wenig später meine persönliche Meinung zu dem erfolgreichen MLM-Unternehmen ab.
Als erstes interessierte mich natürlich das Produkt. Mir fiel dabei auf dass das Unternehmen Produkte vertreibt welche eigentlich niemand wirklich braucht und noch dazu – nach meiner Analyse – stark überteuert waren und auch nicht wirklich in das Network-Marketing passen, da sie nicht in einem vernünftigen Maße durch den Eigenverbrauch nachbestellt werden. Erstaunlicherweise, konnte das besagte MLM-Unternehmen trotz dieser Tatsache, durchaus einige beachtliche Erfolge vorweisen. Einige Networker haben es in dieser Zeit sogar geschafft Einkommensmillionäre zu werden, einige wenige wurden sogar in innerhalb nur einiger Monate Multimillionäre. Ich wollte wissen wie dies möglich sein kann.
Was schnell ersichtlich wurde, das besagte MLM-Unternehmen finanzierte sich und seine Teampartner nicht wirklich aus einer gesunden Geschäftsbasis über Endkunden und deren Wiederbestellungen, sondern hauptsächlich über Starterkits. So gab es Starterkits bis zu 1.500 Euro, mit Produkten welche zudem stark überteuert und welche man bereits bei der Monatsbestellung kaum verkonsumieren kann. Bitte verstehe mich nicht falsch, ich halte Starterkits nicht zwingend für abwegig, doch ist es in meinen Augen keine langfristige Geschäftsbasis wenn sich ein Unternehmen und seine Teampartner ausschließlich über Neueinsteiger finanziert. Viel wichtiger ist eine gesunde organische Nachfrage von Endkunden. Sofern diese Nachfrage von Endkunden ausbleibt, kann das Geschäft nur so lange laufen, so lange sich eine gewisse Eigendynamik von Neueinsteigern hält. In Deutschland muss man erfreulicherweise sagen, dass das Produkt viel eher im Hauptfokus steht, als es bspw. in den USA der Fall ist. So lässt sich in Übersee ein MLM-System viel einfacher vermarkten und die Leute lassen sich zudem grundsätzlich von Visionen viel schneller mitreißen, als es in Deutschland der Fall ist. So kam es dann auch, nach meiner Einschätzung, dass das Unternehmen in Deutschland hingegen nicht die gewünschte Dynamik entwickeln konnte und immer noch sehr schleppend läuft. Nach meiner Einschätzung wird sich dieses Geschäftsmodell mit diesen stark überteuerten Produkten, welche zudem niemand in dieser Menge verkonsumieren kann, auch in der Zukunft hierzulande nicht durchsetzen können. Langfristig, sofern die Eigendynamik abflaut, wird nach meiner Sicht auch das besagte MLM-Unternehmen wieder vom Markt verschwinden, denn es fehlt die stabile Geschäftsbasis der Endkunden.
Für Dich ist nur eines wichtig zu verstehen, wenn Du mit einem MLM-Unternehmen zusammenarbeitest das gute Produkte hat, welche einen wirklichen Kundennutzen haben und regelmäßige Folgeumsätze am Endkunden ermöglichen, dann kann Dir die Eigendynamik egal sein, denn Du wirst sukzessive einen Kundenstamm und eine wachsende Struktur aufbauen, so dass Du nicht auf ständige Starterkits/Neueinsteiger angewiesen bist. Und so sollte Network-Marketing auch eigentlich funktionieren, der Hauptumsatz sollte durch relativ stabile Folgebestellungen generiert werden und nicht, durch die Notwendigkeit von Starterkits.
Ob es sinnvoll ist sich bspw. mit 300 Tuben Zahnpasta, Cremes, Kaffee, Nahrungsergänzungsmittel einzudecken, diese Frage kann sich jeder selbst beantworten. Oft wird von den MLM-Firmen argumentiert, man müsse für Weiterempfehlungen auch was in der Hand haben. Diese Aussage unterstütze ich voll und ganz, doch nicht selten muss ein Teampartner Starterkits tätigen, wo die Verhältnismäßigkeit von Vorführware und Menge nicht stimmig ist. Ob man dies als Networker gut oder schlecht findet ist sicherlich vordergründig eine reine Geschmacksfrage.
Fazit: Unabhängig der Frage ob man Starterkits befürwortet oder nicht, welche jeder für sich selber beantworten muss, ist nur eines für langfristige Stabilität wichtig, dass das Hauptgeschäft nicht zwingend auf die Starterkits angewiesen und eine gesunde Endkundennachfrage vorhanden ist.
PS: Das genannte Beispiel ist keine Ausnahme. In Deutschland gibt es aktuell einige weitere MLM-Unternehmen welche erfolgreich Fuß fassen konnten. Oft begründet sich auch dort der (momentane) Erfolg nicht durch eine gesunde Kundennachfrage, sondern vordergründig durch eine Hypebewegung. Manche haben ein solche gewaltige Eigendynamik erzeugt, das Konferenzen nicht selten mit hunderten oder gar tausenden Networkern gefüllt sind. Doch ein Zeichen von Qualität, geschweige auf eine gesunde Geschäftsbasis, ist dies leider nicht. Auch hier gilt, es funktioniert ohne ein wirklich nachfragestarkes Produkt nur so lange gut, bis die Eigendynamik ausbleibt.