Die Gefahr der rosaroten Brille im Network-Marketing

Wie in der Liebe gibt es auch im Network-Marketing die Gefahr der rosaroten Brille. Typisch dabei sind Firmen welche es nicht schaffen wettbewerbsfähige Produkte zu kreieren um damit Stammkunden aufzubauen. Sondern lediglich von Visionen und Versprechungen leben. Eine Erfahrung welche auch ich bei mir selber schon rückwirkend feststellen musste. 

Es gibt Firmen im Network-Marketing – und davon leider nicht wenige – welche rein von Visionen leben. Immer wieder werden dabei beispielsweise die Teamparter motiviert und animiert jetzt richtig Gas zu geben, denn schon bald geht es so richtig vorwärts. Es fallen dann oft Worte wie: „Jetzt gilt es sich zu positionieren und in der Pionierphase dabei zu sein, denn wer sich jetzt aufstellt der wird von der zukünftigen grandiosen Entwicklung exorbitant profitieren.“

Typisch ist dabei  auch das regelmäßig so genannte „grandiose Neuigkeiten“ via Newsletter an die Teampartner herausgesendet werden um die Orga in guter Laune zu halten. Auch regelmäßige Webinare mit so genannten „sensationelle Neuigkeiten“ sind Gang und Gebe. Dabei wird natürlich mit Superlativen nicht gegeizt.

Und es gibt tatsächlich Firmen welche es im MLM schaffen ohne einem konkurrenzfähigen Produkt für wenigstens einige Jahre beeindruckende Umsätze zu erzielen. So gibt es derzeit bspw. ein Kaffeeprodukt auf dem Markt welches, meiner Meinung nach, total überteuert ist und in einer anderen Branche wohl nie Käufer finden würde. Doch durch geschicktes Marketing und Motivation der Orga inklusiver einer gewissen Eigendynamik welche sich in der Struktur entwickelt hat, sind in dieser MLM-Firma sogar bereits Topverdiener in der Branche entstanden.

Besonders in Binärsystemen werden, dies konnte ich die letzten Jahre beobachten, oft sehr fragwürdige Produkte vertrieben welche trotzdem in der MLM-Firma teils gigantische Erfolge erzielen. Dies mag u.a. an der besonderen Eigendynamik liegen welche sich in einem Binärsystem entwickeln kann.

Es bleibt allerdings dabei, egal ob im MLM, Einzelhandel oder  im Direktvertrieb. Langfristig überleben nur die Firmen welche Produkte vermarkten die einen echten Kundennutzen haben und wettbewerbsfähig sind. 

Auch ich hatte in meinen ersten Jahren meiner MLM-Karriere mehr als einmal eine rosarote Brille auf. Es war auch hier ein Binärsystem und das Geschäft entwickelt sich rasant. Schon nach wenige Zeit waren mehrere hunderte Partner in der Struktur und die mtl. Provisionen relativ schnell im vierstelligen Bereich. Was ich allerdings nicht bemerkte, sondern erst viel zu spät war die Tatsache, dass der gesamte Umsatz eigentlich ausschließlich durch Starterkits zustande kam und kein Umsatz durch echte Kunden, geschweige Stammkunden.

Als dann nach etwa 3 Jahren so langsam die Dynamik in der Struktur nachließ merke ich erst das es in Wahrheit lediglich ein Kartenhaus war was ich aufbaute. Denn das komplette MLM-Geschäft lebte von Neueinsteigern. Warum war das so? Weil das Produkt schlicht keinen Markt hatte, alle Umsätze erfolgten rein durch Teampartner welch sich einkauften weil sie von der Geschäftsgelegenheit begeistert waren (nicht aber vom Produkt).

Langfristig allerdings nützen selbst die motiviertesten Geschäftspartner/Teampartner nichts, wenn nicht früher oder später echte Kunden in der Struktur entstehen. Dies  war für mich eine sehr schmerzvolle aber wichtige Erfahrung. Daher achte ich seitdem in erster Linie bei einem MLM-Unternehmen vordergründig auf das Produkt und noch einmal auf das Produkt.

Dabei stelle ich mir u.a. folgende Fragen:

1. Hat das Produkt das vertrieben wird einen natürlichen Markt?

2. Was ist bei dem Produkt besser als bei den Wettbewerbern (Qualität, Preis, eventuelle Besonderheiten)?

3. Ist es ein Produkt für eine breite Zielgruppe?

Was ein MLM-Unternehmen im Übrigen verspricht interessiert mich schon lange nicht mehr. Superlative prallen bei mir gänzlich ab. Denn auch das habe ich mittlerweile gelernt: Als Unternehmer, egal ob im MLM oder in anderen Bereichen, muss man immer rational bleiben. Nie darf man sich durch Emotionen leiten lassen.

Mittlerweile ist mir klar das viele Unternehmen der Branche lediglich von Versprechungen und Visionen leben welche leider nur selten erfüllt werden. Dementsprechend ist in diesen MLM-Firmen der Untergang generell nur noch eine Frage der Zeit. Denn wie bereits erwähnt, langfristig entscheidet das Produkt über den Erfolg, alles andere ist ein Kartenhaus welches früher oder später, nach dem Hype, zusammenbricht.

Mein Tipp an Dich: Wenn Du in eine MLM-Firma einsteigst, lasse Dich nicht von Superlativen, Emotionen oder Versprechungen verführen, sondern achte immer auf die Fakten. Anfangen solltest Du dabei beim Produkt, denn auf das baut langfristig der Erfolg auf.

Und auch wenn Du in einem MLM-Unternehmen startest wo das Produkt stimmt solltest Du immer aufpassen Dich nicht vom Erfolg blenden zu lassen. Bei mir war es damals bspw. so dass ich, durch den Erfolg getrieben, gar nicht die negativen Veränderungen so wahr genommen habe wie sie tatsächlich waren. Denn während dieser Zeit wurde das Produkt im Preis knapp verdreifacht. Kein Wunder, rückwirkend gesehen, dass die Kunden später ausblieben.

Eine ähnliche Erfahrung hatte ich als ich in einem MLM-Unternehmen sehr erfolgreich im Goldvertrieb tätig war. Es lief alles bestens, bis die Firma nachher die Goldbarren für Preise verkaufte welche schlicht jenseits von gut und böse waren. Zudem wurden die Provisionen katastrophal nach unten angepasst. Auch hier hatte ich anfangs ein rosa Brille auf. Ich wollte die Dummheit der Firma inklusive der negativen Entwicklungen wohl einfach nicht wahr haben. Doch spätestens als mit der Zeit immer mehr Kunden absprangen – natürlich letztendlich vollkommen zu recht – und Teampartner zudem immer weniger erfolgreich waren (1. da der Verkauf durch die schlechten Produktkonditionen erschwert wurde und 2. weil die Motivation der Partner durch geringere Provisionen verringert wurde), musste ich die Handbremse ziehen und mich umorientieren, noch bevor alles komplett zusammenbrach.

Bei der zweiten Erfahrung hatte ich wenigstens schneller gehandelt als beim ersten mal, so dass ich mich noch relativ schnell umorientieren konnte. Dies ist aber oft nicht leicht, insbesondere dann wenn man bereits gut im Brot steht und negative Veränderungen einfach nicht wahr habe möchte. Zudem kommt, das man oft auch ein gutes Verhältnis zu den Unternehmensgründern aufbaut. Dies alles macht die Entscheidung gegen eine Firma – wenn sie nicht mehr wettbewerbsfähig ist – nicht leicht.

Man muss daher immer regelmäßig seine MLM-Firma beobachten und schauen wie die Entwicklungen sind. Nicht nur vor dem Einstieg, sondern auch danach. Und dann wenn es wirklich nicht mehr geht mit der Firma, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Denn so kannst Du bspw. immer noch gute Firstliner von Dir in eine neue Firma mitnehmen, bevor diese entnervt aufgeben oder sich bereits eigenständig umorientieren. Und vor allem kannst Du noch rechtzeitig Deine Gewinne abschöpfen und diese dort investieren wo es Sinn macht, statt Dein Geld zu verbrennen.  Auch hier spreche ich aus Erfahrungen.  Leider ist es nun mal so, das über 95% der neuen MLM-Firmen die ersten 5 Jahre nicht überstehen.

Nun könnte man sagen: „Ok dann halt einfach später einsteigen.“ Theoretisch wäre dies korrekt, doch als erfahrender Networker weiß man dass die „Momentumphase“ aber genau während dieser Zeit – also generell die ersten 5 Jahre – am höchsten ist. D.h. die Wahrscheinlichkeit mit seiner Orga mit der MLM-Firma zu wachsen ist in dieser Zeit gleichzeitig am höchsten.

Es ist also ähnlich wie an der Börse, wer höhere Renditen möchte muss auch bereit sein ein höheres Risiko einzugehen oder eben versuchen mit einem gestanden MLM-Unternehmen erfolgreich zu werden. Dann allerdings muss man besser sein als der Durchschnitt im Unternehmen und dies ist sehr schwierig. Nicht umsonst sind daher nahezu alle erfolgreichen Networker zu Beginn der ersten Jahre des Unternehmens eingestiegen. Doch dies wäre schon wieder eine andere Geschichte …

networker
 

Konnte bereits während seines BWL-Studiums, durch moderne Inbound-Marketing-Strategien, 483 Erstlinien sponsern und ein hauptberufliches Monatseinkommen im Network-Marketing über das Internet aufbauen. Mit mittlerweile über weit eintausend direkt gesponserten Vertriebspartnern zählt er zu einer der erfolgreichsten Rekrutierern der deutschen MLM-Branche.

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